• Side by Side

    Comicbeitrag zum russisch-schweizerischen Projekt «Pas de Deux»

     

    Bei einer längeren Autofahrt, findet Nadjeschdas Vater heraus, dass seine Tochter auf Frauen steht.

    In St.Petersburg und Moskau habe ich viele bewundernswerte Leute getroffen. Menschen die für ihre Lebensformen einstehen, in einem Land, das gegen Homosexualität ist, gegen die freie Meinungsäusserung in der Kunst und zwar zunehmend unter dem Deckmantel der Religion. Das ist ein brennendes Thema, dem ich mit einer ironischen Geschichte, mit einer fantastischen Vision begegnen will.

    Ausgehend von dem Recherchematerial und den Interviews, die ich dort sammelte, habe ich eine erste Episoden von «Side by Side», rund um Nadjeschda (Hoffnung) die junge Frau mit blauen Haaren gezeichnet. Es soll ein ganzes Panoptikum ihrer Freunde, Bekannten, Familienmitgliedern und derer Lebensumstände entstehen. Das erlaubt mir, die Geschichten einfliessen zu lassen, die ich gehört habe und die Orte darzustellen, die ich besuchte. Der grosse Plot aber, der sich hinter all dem verbirgt, sind fremde Wesen, ein Virus von einem anderen Stern, den Putin befallen hat und ihn zu einem immer sozialer denkenden, mitfühlendem Wesen werden lässt. Anfangs sind es kleine Einstreusel wie zum Beispiel Radionachrichten, in denen davon die Rede ist, wie Putin ein Spital für HIV-infiszierte Schwule und Lesben bauen will. Oder wie er im Donezbecken Blumen auf den Boden legt und weinend zusammenbricht... Eine seltsame Macht beginnt sich auszubreiten im Putinland, sogar Taschen, Spielfiguren, Strassensteine, Heiligenbilder etc. werden zum Leben erweckt und auch Tiere bekommen Stimmen. Die meisten der Figurenelemente sind aus dem Zeichenfundus aus St.Petersburg entstanden. So sind zum Beispiel die kuriosen Wesen aus der altertümlichen Sammlung der Ermitage direkt in mein Heft gehüpft und dabei zu meinem Comickosmos geworden.

    Durch die Zusammenarbeit mit meiner Projektpartnerin Viktoria Lomasko aus Moskau, wird die zu Anfang fremde andersartige Realität immer greifbarer und rückt zunehmend in meinen Fokus. Unser interkultureller Austausch gestaltet sich dennoch immer wieder schwierig. Es bedeutet eigene Grenzen zu überwinden und ist eine tiefe Erfahrung. Viktorias kritische Haltung als Künstlerin, ihr gezeichneter Protest den sie in den Dienst sozialer Minderheiten stellt, inspirieren mich und lassen mich auch meine Umwelt mit aufmerksameren Augen untersuchen.

    • Tusche und Farbstift auf Ausschusspapier

    • 29 x 39 cm

    • 2015