Grüne Milch und anderes

Wenn Langeweile einen Namen hätte, hiesse sie Lechtinghausen. «Es liegt zentral», sagt der Vater von No. «Zehn Minuten in die Stadt, zehn Minuten zum See. Was will man mehr?»
No wollte mehr. Doch das ging beinahe schief.

No, liebt nicht nur Wörter, sie bekommt auch laufend welche von ihrem Grossvater geschenkt. Sie ist ein intelligentes und vorlautes Mädchen. Diese Eigenschaften verzeiht man ihr, weil sie nicht auch noch brav ist. Im Gegenteil. Sie nimmt schon mal einen Mitschüler in den Schwitzkasten oder heckt verwegene Pläne aus, wie sie ihrem Freund To, der in den Sommerferien aus Schweden hergezogen ist, helfen kann, sein Heimweh zu vergessen.

Leseprobe:
Eigentlich war ich damals nicht sicher, ob To mein Freund geworden wäre, wenn er unter den Jungs jemanden gefunden hätte. Ich bin ein Mädchen. Aber ich konnte Fussball spielen und andere in den Schwitzkasten nehmen wie die meisten Jungs in meiner Klasse. Und wenn unsere Lehrerin von «unserem Projekt zur Vorbeugung gegenüber Gewalt an den Schulen» sprach, blickte sie jedes Mal kalt in meine Richtung. Trotz Brille schielte sie, und man konnte nie sicher sein, wohin sie guckte. Wenn sie also in meiner Richtung glotzte, tat ich so, als ginge mich das nichts an. Darüber lachten die Anderen, und ich lachte mit. Das war eine gute Taktik.

• Vogelfrei 2015

• ISBN 978-3-033-05176-8

• Text: Andrea Gerster

• Softcover, 96 Seiten, schwarzweiss

• 18.– Fr. plus 4.– Fr. Porto
  zu bestellen bei:
  verlagvogelfrei@gmx.ch

   

• Lesung aus «Grüne Milch und anderes» von Andrea Gerster mit Zeichnungen von mir ab iPad

• Ausserdem von Gerster&Nüssli: Spoken Word für Kids mit Livezeichnen

   

• Originale: 2009
  Pinselzeichnungen auf Papier